Samstag, 7. August 2010

Fluff 2010!


Das Fluff-Fest hat mich neugierig gemacht und mich dazu motiviert, es noch einmal mit einem Festival zu versuchen. Bislang waren meine Bemühungen gescheitert interessante Bands im Rahmen eines erträglichen, mehrtägigen Festivals mit bezahlbarem Eintrittspreis zu sehen.

Musikalische Großveranstaltungen, die von Rucksackherstellern präsentiert und auf brachliegenden Flächen in einem Münsteraner Industriegebiet ausgetragen werden oder in Mehrzweck-Sporthallen im Ruhrgebiet stattfanden, habe ich seit Jahren erfolgreich gemieden.

Das Fluff hat mich absolut begeistert! Das schon mal vorab. Zusammen mit Björn fuhr ich mit dem Zug, mehr als bequem und für schmales Geld, von Leipzig nach Rokycany. Eine Kleinstadt ganz in der Nähe von Pilsen. Dort wollten wir uns mit einer Delegation aus Bielefeld und Wuppertal treffen. Nachdem wir einen Fußmarsch durch die Stadt, die etwas an Weimar mit mehr Platte erinnerte, hinter uns gebracht hatten gelangten wir am frühen Donnerstagabend auf das Festivalgelände. Bei der Auswahl unseres Nachtlagers hatten wir freie Wahl. Außer uns waren etwa 10 weitere Zelte aufgeschlagen. Das sollte sich bereits am späteren Abend ändern.
Der Donnerstag endete mit Zeltaufbau, der ersten Gaskocher-Mahlzeit und großem Hallo, ob des Wiedersehens. Untermalt wurde das Ganze vom stumpfen Gabba-Geplärre der niederländischen Nachbarn. Erst am zweiten Tag sollten uns unsere deutschen Nachbarn mit ihrem Musikgeschmack und der Wahl ihrer Gesprächsthemen begeistern.

Schon ein Blick auf das Timetable machte klar, das hier ausschließlich gute Bands verschiedener Stilrichtungen am Start waren. Darunter z. B. Comadre, Anchor, Punch und Another Breath sowie No Tourning Back und Amen Ra. Für so ziemlich jeden Geschmack war etwas dabei. Richtige Ausfälle gab es eigentlich nicht. Auch die Bands im kleinsten Zelt, etwa eine tschechische Vegan Black Metal Band, konnten überzeugen.

D.I.Y. und politische Themen werden großgeschrieben auf dem Fluff. Jeder Besucher konnte sich beim Fluff- Fanzine einbringen, das im nächsten Jahr ausgelegt wird. Es gab Vorträge zu verschiedenen politischen Themen. Darunter das Thema Gentrification in tschechichen Städten. Die beiden Macher der Doku Edge-The Movie von Roots of Compassion Media waren aus Münster angereist und zeigten nach einer kurzen Einführung und einigen Hintergrundinfos ihre Dokumentation über die Straight-Szene in den USA.

Während des Wochenendes vertrug sich auch die Turnhosenfraktion mit Vegan-SXE-Crusties und Screamo-Kids und sonstigen Besuchern, die nicht so eindeutig zu klassifizieren waren. Ein friedliches Miteinander, das entspanntes Tanzen ermöglichte. Vielleicht lag es auch nur an der zahlenmäßigen Unterlegenheit der Dicke-Hose-Fraktion. Aber gehen wir mal vom überstrapazierten Unity - Ideal aus. Da konnte man glatt Pipi in die Augen bekommen. Soo angenehm war das. Meine persönliche Favorites waren definitiv Anchor, No tourning Back und Punch. Überascht haben mich Carpathian, die ich doch ganz anders in Erinnerung hatte. Großartig war deren Cover von No Spirital Surrender von Inside Out. Leider mussten Municipal Waste absagen. Für die Leute in Kutte und Mesh-Kappe sicherlich sehr schade. Für den gewünschten 80er Metal Einschlag sorgten am Sonntagabend überaschenderweise Cruel Hand, die das Fluff-Fest mit einem etwa fünf-minütigen Metallica-Medley beendeten. Absolut Sehenswert. Auch wenn eine radikale Minderheit innerhalb unserer Reisegruppe aus Leipzig und NRW die Zugabe als nicht gerade stilsicheren Abschluss empfand. Um es mit den Worten des Staatsphilosophen A. Schwarzenegger zu sagen: Wir kommen wieder!
jv

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